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Die For­bes Top 10 der Ver­hand­lun­gen, die 2021 ver­än­dern wer­den

Wann wer­den bewaff­ne­te Kon­flik­te auf­hö­ren, Leben und Gemein­schaf­ten zu zer­stö­ren? Lei­der nicht in die­sem Jahr, aber dank der Bereit­schaft zu ver­han­deln, kom­men wir dem Welt­frie­den in der Tat immer näher. Es gibt noch Hin­der­nis­se, wie die „Geis­ter“ am Tisch – unsicht­ba­re Inter­es­sen­grup­pen, die jede Ver­hand­lungs­par­tei berück­sich­ti­gen muss. Wenn die Staats- und Regie­rungs­chefs der Welt für das Gemein­wohl zusam­men­ar­bei­ten, haben sie einen Anreiz, ja sogar eine mora­li­sche Ver­pflich­tung, im Inter­es­se derer zu han­deln, die sie gewählt haben.  Trotz all die­ser Schwie­rig­kei­ten kön­nen vie­le wün­schens­wer­te Ergeb­nis­se durch Ver­hand­lun­gen erzielt wer­den, und das ist auch schon gesche­hen – aber nur, wenn Ver­spre­chen ein­ge­hal­ten wer­den und Ehr­lich­keit vor­herrscht.

Ver­hand­lun­gen sind nicht immer Sofort­lö­sun­gen, und die für die dies­jäh­ri­ge Top-Ten-Lis­te aus­ge­wähl­ten The­men unter­strei­chen die­se Tat­sa­che. Selbst die kri­tischs­ten Abkom­men – sol­che, die dar­auf abzie­len, Frie­den und wirt­schaft­li­che Sta­bi­li­tät in einer gan­zen Regi­on zu sichern – wer­den am Ende oft igno­riert. Eine oder bei­de Par­tei­en kön­nen Ver­hand­lun­gen als Hin­hal­te­tak­tik nut­zen oder um Vor­tei­le für sich selbst zu ergat­tern und ande­ren ver­ein­bar­te Zuge­ständ­nis­se zu ver­wei­gern.

10. FÜR DIE NÄCHS­TEN JAHR­ZEHN­TE? – DER KRIEG ZWI­SCHEN ARME­NI­EN UND ASER­BAI­DSCHAN

Die Men­schen im Gebiet von Berg-Kara­bach, im süd­li­chen Kau­ka­sus der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on, sind mit Unge­wiss­heit gut ver­traut. Ihr Leben wird seit Jahr­zehn­ten durch eth­ni­sche und ter­ri­to­ria­le Strei­tig­kei­ten gestört. Ein Ende der Unru­hen scheint trotz des jüngs­ten Abkom­mens noch nicht in Sicht zu sein. 

Rus­si­sche Unter­händ­ler ver­mit­tel­ten 1994 einen Waf­fen­still­stand für den ers­ten Berg-Kara­bach-Krieg, doch nach­fol­gen­de Gesprä­che unter der Schirm­herr­schaft der Minsk-Grup­pe der OSZE führ­ten nicht zu einem Frie­dens­ver­trag zwi­schen den geg­ne­ri­schen Par­tei­en – den Natio­nen Aser­bai­dschan und Arme­ni­en. 

Spo­ra­di­sche Schar­müt­zel kenn­zeich­ne­ten die Jah­re seit dem Ver­trag von 1994, bevor Ende Sep­tem­ber 2020 erneut schwe­re Kämp­fe aus­bra­chen. Russ­land schal­te­te sich erneut als Ver­mitt­ler ein, und Anfang Novem­ber trat ein voll­stän­di­ger Waf­fen­still­stand in Kraft. Die Bedin­gun­gen des Abkom­mens stie­ßen jedoch auf brei­te Ableh­nung bei den Arme­ni­ern, die den Waf­fen­still­stand eher als Kapi­tu­la­ti­on denn als fai­re und pro­duk­ti­ve Ver­hand­lung emp­fan­den. Das Abkom­men beinhal­te­te unter ande­rem die Rück­ga­be bestimm­ter Län­de­rei­en an Aser­bai­dschan, den Aus­tausch von Kriegs­ge­fan­ge­nen, die Öff­nung von Wirt­schafts- und Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen sowie die Ein­be­zie­hung einer Frie­dens­trup­pe der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on. Arme­ni­sche Demons­tran­ten nann­ten ihren Ver­hand­lungs­füh­rer einen Ver­rä­ter, weil er vor der ande­ren Sei­te kapi­tu­lier­te, aber der rus­si­sche Prä­si­dent Putin lob­te den „per­sön­li­chen Mut des Pre­mier­mi­nis­ters.“ 

Bei den Ver­hand­lun­gen hat­te Arme­ni­en eine schwa­che Hand. Die Tür­kei unter­stütz­te ihren Ver­bün­de­ten Aser­bai­dschan mit mili­tä­ri­scher Gewalt. Arme­ni­ens Stär­ke ist eine gut ver­netz­te Dia­spo­ra in der gan­zen Welt, aber die Ver­ei­nig­ten Staa­ten, Frank­reich und ande­re Natio­nen, die hät­ten hel­fen kön­nen, sahen nicht den Wert dar­in, das ölrei­che Aser­bai­dschan oder Erdo­gan zu ver­är­gern. 

Die­se Ver­hand­lung sorg­te für einen vor­über­ge­hen­den Frie­den, hat aber bereits bewie­sen, dass sie kei­ne dau­er­haf­te Lösung für die Feind­se­lig­keit ist.

9. ERST DIE RAKE­TEN, DANN DER FRIE­DEN – DER KAMPF UM DIE KON­TROL­LE ÜBER AFGHA­NI­STAN

Katar war Gast­ge­ber von Ver­hand­lun­gen zur Been­di­gung eines zwei Jahr­zehn­te andau­ern­den Kon­flikts zwi­schen Afgha­ni­stan und den Tali­ban. Das Anfang Dezem­ber 2020 unter­zeich­ne­te vor­läu­fi­ge Abkom­men ver­pflich­te­te bei­de Par­tei­en zu wei­te­ren Gesprä­chen, blieb aber hin­ter einem Waf­fen­still­stand zurück. Die nächs­te Gesprächs­run­de soll am 5. Janu­ar in der kata­ri­schen Haupt­stadt Doha begin­nen – trotz der Beden­ken wegen der Coro­na­vi­rus-Pan­de­mie.

Dabei geht es unter ande­rem um huma­ni­tä­re Fra­gen, die Zukunft der afgha­ni­schen Zen­tral­re­gie­rung und das Errei­chen eines Weges zum Frie­den. Die Tali­ban hat­ten zuvor ein Abkom­men mit den Ver­ei­nig­ten Staa­ten unter­zeich­net, das den Abzug aller ame­ri­ka­ni­schen Trup­pen aus Afgha­ni­stan bis Mai 2021 vor­sieht – im Gegen­zug für einen Rück­gang der Ter­ror­ak­te der Tali­ban. Im Moment gehen jedoch Bom­ben­an­schlä­ge, Rake­ten und ande­re gewalt­tä­ti­ge Angrif­fe wei­ter.

Zusätz­li­cher Druck aus dem Wes­ten und das Ver­spre­chen von ca. 12 Mil­li­ar­den Dol­lar an Hilfs­gel­dern in den nächs­ten vier Jah­ren (abhän­gig vom Fort­schritt der Gesprä­che) hel­fen bei­den Par­tei­en, die Vor­tei­le eines Waf­fen­still­stands und Ver­su­chen, die Gewalt zu stop­pen, zu erken­nen.

Es war ein dum­mer Feh­ler der Ame­ri­ka­ner, die amtie­ren­de afgha­ni­sche Regie­rung von den ers­ten Ver­hand­lungs­run­den aus­zu­schlie­ßen. Sie hat sich inzwi­schen an den Ver­hand­lungs­tisch gesetzt, aber jetzt geht es auch um Stolz und (was am wich­tigs­ten ist) die Tali­ban-Füh­rer ris­kie­ren, ihre Akzep­tanz zu ver­lie­ren, wenn sie zu sehr nach­ge­ben. Loka­le Tali­ban-Mili­zen haben bei­spiels­wei­se offen ange­kün­digt, dass sie sich Daesh (ISIS) anschlie­ßen wer­den, wenn sie mit dem Ergeb­nis nicht zufrie­den sind.

8. WER BEKOMMT DEN IMPF­STOFF? – CORO­NA­VI­RUS-HILFS­MASS­NAH­ME

Die meis­ten US-Gesetz­ge­ber sind sich einig, dass die Ver­tei­lung des COVID-19-Impf­stoffs an ihre Wäh­ler eine gute Idee ist, aber die Ver­hand­lun­gen über die Finan­zie­rung der Ver­tei­lung – zusam­men mit ande­ren Pan­de­mie-Hilfs­maß­nah­men – erwie­sen sich als zäh. Die Demo­kra­ten wol­len den Bun­des­staa­ten und Städ­ten beträcht­li­che Mit­tel zur Ver­fü­gung stel­len, wäh­rend ihre repu­bli­ka­ni­schen Amts­kol­le­gen eher ein begrenz­tes Paket bevor­zu­gen, das sich mehr auf die Unter­stüt­zung der Bür­ger, die Kür­zung der Aus­lands­hil­fe und einen direk­ten Weg zur Imp­fung kon­zen­trie­ren wür­de.

In der Zwi­schen­zeit sind die Gesetz­ge­ber dem Gesund­heits­per­so­nal zuvor­ge­kom­men, um die ers­te Run­de der Imp­fun­gen zu erhal­ten – ein Schritt, der bei den Beschäf­tig­ten im Gesund­heits­we­sen nicht gut ankam. Andern­orts kamen Vor­wür­fe auf, dass eini­ge Kran­ken­häu­ser und Kli­ni­ken sich nicht an die eta­blier­ten Richt­li­ni­en hiel­ten, son­dern bevor­zug­te Per­so­nen imp­fen lie­ßen.

Welt­weit ist Kana­da füh­rend bei der Anzahl der erwor­be­nen Impf­do­sen pro Kopf. Astra­Ze­ne­ca, Moder­na und Pfi­zer sagen, dass sie bis 2021 genug Impf­stoff pro­du­zie­ren kön­nen, um etwa drei Mil­li­ar­den Men­schen zu immu­ni­sie­ren. Ande­re Phar­ma­un­ter­neh­men arbei­ten noch an ihren Ver­sio­nen der Imp­fung. 

Das Duke Glo­bal Inno­va­ti­on Cen­ter sagt, dass ein­kom­mens­schwa­che Län­der noch zwei oder drei Jah­re vom Erwerb der Imp­fung ent­fernt sein könn­ten, da rei­che­re Natio­nen auf­grund direk­ter Ver­hand­lun­gen mit den Her­stel­lern zuerst an der Rei­he sind. Die Bezah­lung der Imp­fun­gen ist ein Streit­punkt, der unbe­dingt gelöst wer­den muss, aber wie die ver­füg­ba­ren Dosen ver­teilt wer­den, wird wahr­schein­lich wei­ter­hin für Kon­tro­ver­sen und Sor­gen sor­gen.

Die­se Ver­hand­lun­gen ver­an­schau­li­chen ein typi­sches mora­li­sches Dilem­ma bei Ver­hand­lun­gen: Regie­run­gen müs­sen die glo­ba­len Kon­se­quen­zen ihres Han­delns berück­sich­ti­gen, sind aber in ers­ter Linie für die Men­schen ver­ant­wort­lich, die sie ver­tre­ten.

7. BREXIT: A DONE DEAL

Die Ver­hand­lun­gen über die Bezie­hun­gen zwi­schen dem Ver­ei­nig­ten König­reich und der Euro­päi­schen Uni­on nach dem Brexit erhiel­ten eine beson­de­re Dring­lich­keit durch den sich abzeich­nen­den Zeit­plan zum Jah­res­en­de, der im Aus­tritts­ab­kom­men fest­ge­legt wur­de. Die Frist für die Ver­län­ge­rung die­ses Doku­ments ende­te im Juli, und die Ver­hand­ler erziel­ten eine Eini­gung in letz­ter Minu­te. 

Der Zeit­druck könn­te gegen den bri­ti­schen Pre­mier­mi­nis­ter Boris John­son gear­bei­tet haben. In einem BBC-Kom­men­tar zu den Ver­hand­lun­gen lau­tet die Schlag­zei­le „Brexit bows out with a whim­per, not a bang“. Die Nie­der­la­ge von Prä­si­dent Trump bei den US-Wah­len schwäch­te auch John­son, da Trump schwor, die wirt­schaft­li­chen Bezie­hun­gen mit Groß­bri­tan­ni­en zu stär­ken. Er glaubt, dass es mög­lich ist, frei von EU-Geset­zen zu sein und trotz­dem den frei­en Han­del mit den EU-Staa­ten auf­recht­zu­er­hal­ten.

Brexit bows out with a whim­per, not a bang

Zu den wich­tigs­ten The­men, die auf dem Spiel stan­den, gehör­ten Han­dels­ver­ein­ba­run­gen, Ein­wan­de­rungs­po­li­tik, Rei­se­be­stim­mun­gen, Vor­schrif­ten für Fische­rei, Sicher­heits­pro­to­kol­le und die Auto­no­mie der Gerich­te. Nach einem Auf und Ab, das sich fast ein gan­zes Jahr lang hin­zog, unter­zeich­ne­ten die Par­tei­en am 24. Dezem­ber ein über 1.200 Sei­ten star­kes Abkom­men. 

Zu den Bestim­mun­gen gehö­ren kei­ne Zöl­le auf den Han­del zwi­schen Groß­bri­tan­ni­en und der EU, die Abschaf­fung von Han­dels­quo­ten (obwohl die Aus­wir­kun­gen auf Dienst­leis­tun­gen unklar sind) und die Bestä­ti­gung des Rechts des bri­ti­schen Par­la­ments, Maß­nah­men im Namen des eng­li­schen Vol­kes zu ergrei­fen, anstatt die gesam­te Regi­on zu berück­sich­ti­gen. Das Ver­ei­nig­te König­reich wird sich nicht mehr an Urtei­le des EU-Gerichts­hofs hal­ten müs­sen.

Kri­ti­ker des Deals befürch­ten neue und unvor­her­ge­se­he­ne Han­dels­bar­rie­ren, die zu einem nied­ri­ge­ren BIP für das Ver­ei­nig­te König­reich füh­ren und die Mög­lich­kei­ten der Ein­woh­ner Groß­bri­tan­ni­ens ein­schrän­ken wer­den, in der EU zu arbei­ten oder zu stu­die­ren. War es klug für das Ver­ei­nig­te König­reich, die Arme der Euro­päi­schen Uni­on zu ver­las­sen? Die Zeit wird es zei­gen. Der Deal ist jedoch abge­schlos­sen.

6. INDI­EN BEHÄLT EINE UNAB­HÄN­GI­GE HAL­TUNG IN REGIO­NA­LEN HAN­DELS­AB­KOM­MEN BEI

15 Mit­glie­der der Asso­cia­ti­on of Sou­the­ast Asi­an Nati­ons (ASE­AN) und fünf ihrer regio­na­len Part­ner haben sich für eine wei­te­re Teil­nah­me an der Regio­nal Com­pre­hen­si­ve Eco­no­mic Part­ner­ship (RCEP) ent­schie­den, aber Indi­en war nicht dabei. Ursprüng­lich von US-Prä­si­dent Barack Oba­ma als Trans­pa­zi­fi­sche Part­ner­schaft (TPP) vor­an­ge­trie­ben, wur­de die Bewe­gung neu orga­ni­siert und umbe­nannt, nach­dem Prä­si­dent Donald Trump dem Abkom­men die Unter­stüt­zung der USA ent­zo­gen hat­te. 

Das RCEP-Abkom­men wird nun von Chi­na ange­führt und soll einen rei­bungs­lo­se­ren Zugang zum Han­del in der gesam­ten Regi­on ermög­li­chen. Die Mit­glieds­län­der machen fast ein Drit­tel der Welt­be­völ­ke­rung aus und tra­gen fast 30 Pro­zent zum glo­ba­len BIP bei. Indi­sche Ver­hand­lungs­füh­rer ver­lie­ßen jedoch die Gesprä­che und bestä­tig­ten im Novem­ber 2020 erneut ihre ableh­nen­de Hal­tung. Das Haupt­pro­blem: Die indi­schen Ver­hand­lungs­füh­rer befürch­ten, dass die RCEP-Mit­glied­schaft die Fähig­keit ihrer Nati­on ein­schrän­ken wür­de, sich gegen Markt­ma­ni­pu­la­tio­nen durch die Chi­ne­sen zu weh­ren. 

Da Indi­en Teil der ursprüng­li­chen Ver­hand­lun­gen war, kann das Land jeder­zeit bei­tre­ten (ohne die 18-mona­ti­ge War­te­zeit abzu­war­ten, die für neue Mit­glie­der vor­ge­schrie­ben ist), aber Indi­en kann statt­des­sen bila­te­ra­le Abkom­men mit eini­gen RCEP-Mit­glie­dern fort­füh­ren, anstatt sich mit allen zusam­men­zu­schlie­ßen. Der­zeit sind die ein­zi­gen RCEP-Natio­nen, mit denen Indi­en kein Han­dels­ab­kom­men hat, Chi­na und Neu­see­land.

So oder so, die Situa­ti­on ist ein klas­si­sches Bei­spiel dafür, wie ein „Nein“, Druck­mit­tel in einer Ver­hand­lung sein kann.

5. IRANS NUKLEA­RE FÄHIG­KEIT KANN SICH ALS EIN RIE­SI­GES DRUCK­MIT­TEL ERWEI­SEN

Wäh­rend der gewähl­te US-Prä­si­dent Joe Biden der Welt ver­si­chert, dass er sich für wei­te­re Ver­hand­lun­gen mit dem Iran ein­setzt, um des­sen Atom­pro­gramm ein­zu­schrän­ken, kün­dig­te der Iran eine Aus­wei­tung sei­nes Uran­an­rei­che­rungs­pro­gramms und wei­te­re Ein­schrän­kun­gen bei der Über­wa­chung sei­nes Atom­pro­gramms durch die Ver­ein­ten Natio­nen an. Groß­bri­tan­ni­en, Deutsch­land und Frank­reich erklär­ten die Ambi­tio­nen des Irans als „zutiefst beun­ru­hi­gend“.

Die Trump-Admi­nis­tra­ti­on hat sich ent­schie­den, aus dem frü­he­ren Abkom­men Joint Com­pre­hen­si­ve Plan of Action (JCPOA) aus­zu­stei­gen und statt­des­sen den Iran mit Wirt­schafts­sank­tio­nen unter Druck zu set­zen. Biden strebt eine Wie­der­be­le­bung der Bezie­hun­gen über das JCPOA aus der Oba­ma-Biden-Ära an, aber die Ambi­tio­nen des Irans, nuklea­re Fähig­kei­ten zu erlan­gen (laut der ira­ni­schen Füh­rung nur zu fried­li­chen Zwe­cken), könn­ten der Biden-Admi­nis­tra­ti­on ein aus­ge­zeich­ne­tes Ver­hand­lungs­mit­tel bie­ten.

Die Span­nun­gen ver­schärf­ten sich mit der Ermor­dung von Moh­sen Fakhriz­adeh, dem füh­ren­den Atom­wis­sen­schaft­ler des Lan­des, im Novem­ber. Der Iran macht Isra­el für die Tat ver­ant­wort­lich. Im Janu­ar 2019 ermor­de­ten ame­ri­ka­ni­sche Streit­kräf­te einen Kom­man­deur der ira­ni­schen Revo­lu­ti­ons­gar­de. Wer­den die Bemü­hun­gen der Biden-Admi­nis­tra­ti­on den Iran davon über­zeu­gen, die Bestim­mun­gen des JCPOA ein­zu­hal­ten, oder wer­den sei­ne nuklea­ren Ambi­tio­nen durch die jüngs­ten Fort­schrit­te im Atom­pro­gramm des Lan­des und die Empö­rung über die ekla­tan­ten Angrif­fe des letz­ten Jah­res an Schwung gewin­nen?

4. DER FRIE­DENS­NO­BEL­PREIS­TRÄ­GER, DER KEI­NE VER­HAND­LUNGS­BE­REIT­SCHAFT ZEIGT – ÄTHIO­PI­SCHER AUF­RUHR

Der äthio­pi­sche Pre­mier­mi­nis­ter Abiy Ahmed erhielt den Frie­dens­no­bel­preis für sei­ne Bemü­hun­gen um ein Frie­dens­ab­kom­men mit dem Staat Eri­trea im Jahr 2019, aber er hat kei­ne Anzei­chen von Ver­hand­lungs­wil­len in den Kon­flik­ten sei­nes Lan­des mit der Tigray People’s Libe­ra­ti­on Front (TPLF) gezeigt, der wich­tigs­ten Kraft in der äthio­pi­schen Regie­rung von 1991 bis Anfang 2018. Statt­des­sen kon­trol­lie­ren die Regie­rungs­trup­pen nun alle grö­ße­ren Städ­te in der afri­ka­ni­schen Nati­on und haben den Kampf in die länd­li­chen Gebie­te getra­gen, wo Tau­sen­de von kampf­erprob­ten TPLF-Kämp­fern leben.

Die ursprüng­lich mar­xis­tisch-leni­nis­ti­sche TPLF domi­nier­te die äthio­pi­sche Poli­tik seit 1991, als sie die Regie­rung des mar­xis­ti­schen Dik­ta­tors Men­gis­tu Hai­le Mari­am ver­dräng­te. Die TPLF war es auch, die von 1998–2000 den Krieg gegen Eri­trea führ­te und bis heu­te regel­mä­ßig Rake­ten auf Eri­tre­as Haupt­stadt Asma­ra abfeu­ert. Der auto­kra­ti­sche Füh­rer des Lan­des, Isai­as Afwerki, ist mit sei­nen 200.000 Sol­da­ten ein wich­ti­ges Druck­mit­tel für den äthio­pi­schen Prä­si­den­ten Ahmed.

Vie­le Beob­ach­ter sind erstaunt, dass Ahmeds Armee die TPLF-Bedro­hung so schnell aus­zu­schal­ten ver­mag. Eini­ge sagen noch blu­ti­ge­re Kon­fron­ta­tio­nen zwi­schen den bei­den Par­tei­en vor­aus und viel­leicht sogar die geo­po­li­ti­sche Spal­tung Äthio­pi­ens, dem zweit­be­völ­ke­rungs­reichs­ten Land Afri­kas nach Nige­ria und – obwohl noch sehr arm – einer der am schnells­ten wach­sen­den Volks­wirt­schaf­ten der Regi­on.

Wie bei der Kon­fron­ta­ti­on zwi­schen Arme­ni­en und Aser­bai­dschan könn­ten sich die zugrun­de­lie­gen­den Span­nun­gen ange­sichts der stark gegen­sätz­li­chen Wün­sche zwi­schen der der­zei­ti­gen Regie­rung und den ver­trie­be­nen Macht­ha­bern einer Lösung wider­set­zen. 40.000 Äthio­pi­er sind über die Gren­ze in den Sudan geflo­hen, Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen berei­ten sich auf 200.000 Flücht­lin­ge vor.

Wenn kei­ne Ver­hand­lun­gen statt­fin­den, ist es durch­aus mög­lich, dass Äthio­pi­en eine Spal­tung erlei­det – selbst wenn die TPLF soli­de besiegt wird.

3. ISRAE­LISCH-ARA­BI­SCHE BEZIE­HUN­GEN – EIN HEIK­LER DEAL

Die USA haben gehol­fen, Abkom­men zur Nor­ma­li­sie­rung der Bezie­hun­gen Isra­els zu den Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­ten (VAE) und Bah­rain zu ver­mit­teln. Mit der Unter­zeich­nung im Sep­tem­ber im Wei­ßen Haus erklär­ten Bah­rain, Isra­el und die USA, ihre Bemü­hun­gen fort­zu­set­zen, „um eine gerech­te, umfas­sen­de und dau­er­haf­te Lösung des israe­lisch-paläs­ti­nen­si­schen Kon­flikts zu errei­chen, die es dem paläs­ti­nen­si­schen Volk ermög­licht, sein vol­les Poten­zi­al zu ver­wirk­li­chen“.

Wäh­rend die paläs­ti­nen­si­sche Füh­rung dar­in einen Ver­rat an der ara­bi­schen Sache sieht, dank­te der israe­li­sche Minis­ter­prä­si­dent Ben­ja­min Netan­ja­hu Donald Trump: „Es hat 26 Jah­re gedau­ert zwi­schen dem zwei­ten Frie­dens­ab­kom­men mit einem ara­bi­schen Land und dem drit­ten, aber nur 29 Tage zwi­schen dem drit­ten und dem vier­ten, und es wird noch mehr geben“, und bezog sich dabei auf den Frie­dens­ver­trag mit Jor­da­ni­en von 1994.

Es hat 26 Jah­re gedau­ert zwi­schen dem zwei­ten Frie­dens­ab­kom­men mit einem ara­bi­schen Land und dem drit­ten, aber nur 29 Tage zwi­schen dem drit­ten und dem vier­ten, und es wird noch mehr geben

Wäh­rend jede diplo­ma­ti­sche Bezie­hung, die Ver­hand­lun­gen anstel­le von Aggres­sio­nen ermög­licht, zu loben ist, ist die­se hier beson­ders hei­kel.

Wäh­rend die USA in die­sem Kon­flikt nie neu­tral waren, haben sie die Welt mit einer Rei­he von pro-israe­li­schen Maß­nah­men über­rascht, wie der Ver­le­gung der US-Bot­schaft nach Jeru­sa­lem, der Aner­ken­nung der israe­li­schen Beset­zung der Golan­hö­hen und der Schlie­ßung der PLO-Büros in Washing­ton, DC.

Laut dem United Sta­tes Insti­tu­te of Peace „nähern sich die Grä­ben zwi­schen der israe­li­schen und der paläs­ti­nen­si­schen Posi­ti­on, die jetzt brei­ter sind als zu jedem ande­ren Zeit­punkt seit 1967, dem Punkt, an dem sie unüber­brück­bar waren.“

Nähern sich die Grä­ben zwi­schen der israe­li­schen und der paläs­ti­nen­si­schen Posi­ti­on, die jetzt brei­ter sind als zu jedem ande­ren Zeit­punkt seit 1967, dem Punkt, an dem sie unüber­brück­bar waren.

Donald Trump hat die Lösung des israe­lisch-paläs­ti­nen­si­schen Kon­flikts als den „Deal des Jahr­hun­derts“ bezeich­net. Und in der Tat, wenn die ara­bi­schen Staa­ten ihr Ver­hält­nis zu Isra­el nor­ma­li­sie­ren wür­den, wür­de die paläs­ti­nen­si­sche Ver­hand­lungs­po­si­ti­on enorm lei­den und, wenn wei­te­re Län­der fol­gen, sogar implo­die­ren.

2. UNTER­STÜT­ZUNG DER US-JUS­TIZ FÜR EIN CHI­NE­SI­SCHES UNTER­NEH­MEN – DER KAMPF UM TIK­TOK

Beden­ken über die natio­na­le Sicher­heit und die belieb­te App Tik­Tok, die sich in chi­ne­si­schem Besitz befin­det, führ­ten zu einer For­de­rung der USA, dass Tik­Tok sei­ne Rech­te für den Betrieb in den USA an ein ame­ri­ka­ni­sches Unter­neh­men ver­kauft oder den Betrieb ganz ein­stellt. Indi­en hat Tik­Tok im Juni 2019 unter Beru­fung auf ähn­li­che Pro­ble­me geäch­tet. 

Abge­se­hen von den For­de­run­gen der Trump-Admi­nis­tra­ti­on lie­fen die Ver­hand­lun­gen mit Tik­Tok über die Dezem­ber-Frist hin­aus, und ein US-Bun­des­rich­ter blo­ckier­te ein Ver­bot der Tik­Tok-Platt­form. Trump-Kri­ti­ker sagen, der Prä­si­dent nut­ze Tik­Tok als Ver­hand­lungs­druck­mit­tel gegen­über Chi­na, aber der Schritt ist nicht ohne Prä­ze­denz­fall. Indi­en hat Tik­Tok und eine Rei­he ande­rer chi­ne­si­scher Apps im letz­ten Som­mer mit der Begrün­dung ver­bo­ten, dass sie „in Akti­vi­tä­ten ver­wi­ckelt sind, die [die] Sou­ve­rä­ni­tät und Inte­gri­tät Indi­ens beein­träch­ti­gen.“ Kri­ti­ker war­fen Indi­en die glei­chen poli­ti­schen Moti­ve vor, die nun Trump unter­stellt wer­den.

Tik­Tok und ande­re Chi­ne­si­sche Apps sind in Akti­vi­tä­ten ver­wi­ckelt, die [die] Sou­ve­rä­ni­tät und Inte­gri­tät Indi­ens beein­träch­ti­gen.

Der Eigen­tü­mer von Tik­Tok, Byte­Dance, ist dabei, einen Deal mit Ora­cle und Walm­art aus­zu­han­deln, um das US-Geschäft zu über­neh­men, ein Schritt, der von Chi­na nicht bevor­zugt wird. Die einst­wei­li­ge Ver­fü­gung bie­tet mehr Ver­hand­lungs­spiel­raum und wird wahr­schein­lich die Tik­Tok-Kon­tro­ver­se wei­ter­füh­ren, um viel­leicht eine tole­ran­te­re Sicht­wei­se auf chi­ne­si­sche Geschäfts­ak­ti­vi­tä­ten durch die kom­men­de Biden-Admi­nis­tra­ti­on zu erhal­ten. In Anbe­tracht des jüngs­ten Durch­grei­fens gegen Face­book und ande­re Social-Media-Platt­for­men scheint die Besorg­nis über die Ambi­tio­nen von Tik­Tok nicht außer­or­dent­lich abwe­gig zu sein.

1. DER WAHL­PO­KER – WIRD ES EINEN TRUMP-WAL­KOUT GEBEN?

Die Stim­men sind abge­ge­ben und Joe Biden wird der nächs­te Prä­si­dent der Ver­ei­nig­ten Staa­ten sein … oder doch nicht? Vor der Wahl äußer­te Prä­si­dent Donald Trump die Befürch­tung, dass sei­ne Geg­ner die Coro­na­vi­rus-Pan­de­mie nut­zen wür­den, um die Brief­wahl aus­zu­nut­zen, um ihre Wet­ten auf den Aus­gang der Wahl abzu­si­chern. Und sobald die Swing Sta­tes in Rich­tung Biden schwenk­ten, begann Trump, die Echt­heit der abge­ge­be­nen Stim­men in Fra­ge zu stel­len. 

Die Rechts­mit­tel schei­nen auf staat­li­cher Ebe­ne fast erschöpft zu sein, aber Trumps Anwalt, Rudy Giu­lia­ni, hat Anträ­ge beim Obers­ten Gerichts­hof der Ver­ei­nig­ten Staa­ten ein­ge­reicht, um die Ent­schei­dun­gen der unte­ren Gerich­te in Wis­con­sin und Penn­syl­va­nia zu über­prü­fen. Der Streit wird wahr­schein­lich am 6. Janu­ar 2021 kul­mi­nie­ren, wenn die Wahl­er­geb­nis­se vom Kon­gress der Ver­ei­nig­ten Staa­ten bestä­tigt wer­den sol­len (oder auch nicht).

Wäh­rend vie­le von Trumps Anhän­gern, sowohl poli­tisch als auch bür­ger­lich, wei­ter­hin an sei­ner Sei­te kämp­fen und ihre Empö­rung über Berich­te zum Aus­druck brin­gen, die schein­bar betrü­ge­ri­sche Akti­vi­tä­ten bestä­ti­gen, haben vie­le ande­re dem schein­bar unver­meid­li­chen Ergeb­nis nach­ge­ge­ben – zumal die Gerich­te wenig Inter­es­se dar­an zu haben schei­nen, ein­zu­grei­fen. Sei­ne Hand wird immer schwä­cher, und vie­le sei­ner ehe­ma­li­gen Ver­bün­de­ten ver­las­sen ihn.

In einem klas­si­schen Schach­zug zöger­te Trump, ein Gesetz zur Bekämp­fung des Coro­na­vi­rus zu unter­zeich­nen, das ihm kurz vor Weih­nach­ten 2020 vor­ge­legt wur­de. Er zog hef­ti­ges Feu­er von bei­den Sei­ten des Zauns auf sich, aber sein Vor­ge­hen könn­te als Lehr­buch­fall in der Kunst des Ver­han­delns die­nen. Indem er sei­ne Ein­wän­de gegen das Paket mit dem Wunsch ver­band, dass mehr Geld an das Volk geht, zwang Trump sei­ne demo­kra­ti­schen Geg­ner effek­tiv dazu, einem Prä­si­den­ten zuzu­stim­men, den sie wäh­rend sei­ner gesam­ten Amts­zeit stets hef­tig bekämpft haben.

Es gibt eine Ver­hand­lungs­tech­nik, die nach dem 45. Prä­si­den­ten benannt ist: „The Trump Wal­kout“. Donald J. Trump war ein star­ker Ver­hand­lungs­part­ner, weil jeder wuss­te, dass er auf­ste­hen und gehen wür­de, wenn er nicht bekam, was er woll­te. Ich bin sicher, er wird wis­sen, wann er sie anwen­den muss.

2021 will Jack wie­der Live-Semi­na­re geben. Eini­ge Ter­mi­ne ste­hen schon und wer­den not­falls ver­scho­ben, aber Jack hofft sich im nächs­ten Jahr wie­der mit Men­schen tref­fen zu kön­nen. Anmel­den soll­te man sich mög­lichst schnell, denn güns­ti­ger wird man nicht rich­tig gut Ver­han­deln ler­nen.


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